Montag, 15. August 2011

Ziehende Landschaft

Man muss weggehen koennen
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zoege die Landschaft und wir staenden fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlaesst
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Gruen und Blau,

die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen koennen und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.

Hilde Domin

Die kerzengerade an den Seiten mit roter Erde geraenderte, zunehmend mit Schlagloechern uebersaete Strasse, links von einer Huegelkette begleitet, zieht uns geradewegs mitten hinein in die Chapada Diamantina. Ab und zu ein in pastelligem Mint, Rose oder zartem Gelb getoentes Haeuschen, in der immer trockener und karger werdenden Landschaft. Als wir in die Berge eintauchen, - noch nicht die eigentliche Chapada, sie ist eine gruene Insel umgeben von trockenem Land, - erwartet uns Caatinga ¨"weisser Wald". Es sind scheinbar trockene, fahlweisse Gerippe von Baeumen und Straeuchern, die ihre fingerigen Aeste in den Himmel recken. Nur fuer kurze Zeit nach einem fruchtbaren Regen, legt sich die Caatinga ihr gruenes Gewand aus Blaettern um, bevor sie wieder in einen Dornroeschenschlaf versinkt bis zum naechsten Nass.



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