Wir tauchen immer weiter in die Realitaeten Brasiliens ein. Alles kann nebeneinander exisiteren: Ultramodernde Hochhaeuser einer Weltmetropole neben Favelas, hungernde Kinder neben reich gedeckten Tischen, im Souvenirladen die Goetter des Candomble als Gipsfiguren neben den katholischen Heiligen, zu erstehen fuer ein paar Reals. Oder, morgens der Besuch beim Edelsteinhaendler, Schmuck im Wert von tausenden Reals auf der Hand (nee, nee, nix gekauft, das waere zu krass gewesen), nachmittags ein erstes Kennenlernen von Marina und ihren Kindern in ihrem Kinderheim, und kleine Kinderhaende in meiner Hand. Auch dort direkt neben der aermlichen Siedlung, weisse Hochhaeuser in weiten Parks, gesichert von hohen Mauern und Sicherheitsleuten.
Vergessen sie ihr Schubladendenken, empfahl uns Hans Boehnisch, sie werden in Brasilien nicht weit damit kommen, wie recht er hatte! Und doch - wir brauchen zuerst unsere bisherigen Erfahrungen und Einschaetzungen, um das Neue einordnen zu koennen und dadurch eine Einstellung dazu zu finden die eine erste Sicherheit vermittelt, aus der Vorstellungen und Ideen sich wieder veraendern und an die Realitaet anpassen. UND die Begegnungen in Brasilien locken aus diesen Sicherheitswuenschen heraus und fordern einen unverstellen, intuitiven Blick auf die Menschen und die Dinge die uns begegnen.
Der Besuch Marinas war ein besonderer Tag fuer uns und es gibt soviel zu erzaehlen, das von Innen kommt, dass ich heute abend nicht einfach so darueber plaudern kann. Morgen geht es schon weiter in die Chapada Diamantina und ich weiss nicht, wie es dort mit Moeglichkeiten und Zeit fuer Internet-Geschichten steht. Deshalb nun einfach ein paar Erzaehlungen der lustigen Art. Marina und die Kinder sind fuer ein herunterperlendes Dahinschreiben zu kostbar, sie muessen noch etwas warten.
Heute waren wir mit Gigi unterwegs, ich wuerde ihm gerne den Beinamen verwegen und ungestuem hinzu fuegen. Gigi ist Taxifahrer, knapp ueber 40, durchtrainiert und tollkuehn und hat eines der wenigen Taxis mit fuenf Sitzen. Nachdem er uns gestern schon zur Igreja Bonfin chauffiert hatte, in der es unendlich viele Zeugnisse eines guten Endes zu entdecken gibt, haben wir ihn heute gebucht, mit uns zur Schildkroeten-Schutystation nach Praja do Forte zu fahren, ca. 60 km von Salvador entfernt. Es ist im allgemeinen sicherer, mit dem Taxi als mit dem Bus zu fahren. Morgens konnten wir, fruehzeitig erwacht wunderbar aus Salvador herausfahren, kaum jemand von den Einheimischen war schon auf den Beinen. Die Schildkroeten-Aufzucht und vor allem das erste Bad im Meer, waren diese Fahrt wert. Interessant wurde allerdings die Rueckfahrt.
Salvador am Sonntagabend: unser Gaesschen lebt!!! Nach dem Feuerritt mit Gigi und dem Packen unserer sieben Sachen, beschliessen wir, noch einen Caipirinha als Absacker zu nehmen. Wir stuerzen uns also in das bunte Leben vor dem Haus, immer wieder auch vorsichtig die bunte Menschenmischung betrachtend, die die Gasse belebt. Wir wagen uns nicht bis zum Platz an der Barockkirche, die Stimmung ist ueberschaeumend nach dem augenscheinlichen Sieg der Salvadorianer. Ein Polizeiauto faehrt vorbei, die Gewehre aus dem Fenster hochgereckt, Siegespose oder Drohgebaerde? Wir wissen es nicht und so landen wir in der naechsten Kneipe, in der man uns einen Caipi bieten kann, dem Rattennest. Weisse Plastiktische, weisse Plastikstuehle, auf dem Boden ein schoenes Mosaik, ein Wirt, der alles gibt, auch seine groessten Glaeser, um uns einen guten Schlaftrunk zu servieren. Obrigada und tschau, auf ein anderes Mal, wir sind bettschwer und freuen uns auf morgen....
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