Sterneküche und schlaflose Nächte
Albanien zeigt sich uns auf den
ersten Blick liebenswert und abstoßend zugleich.
Der Grenzübertritt ist vollkommen
unkompliziert, nach kaum 10 Minuten Wartezeit und nur einem Grenzposten sind
wir in dem Land, das uns am meisten anzieht auf unserer Tour und uns aber auch
am meisten Sorge bereitet. Zu viel hört man in Gesprächen über Kriminalität und
schlechte Lebensverhältnisse. Gleichzeitig haben wir liebe albanische Freunde
und im Reiseführer von wunderbaren Landschaften gelesen. Wir sind gespannt.
Das Wetter ist trübe, doch unser
erstes Ziel ist wetterunabhängig. Das Mrizi i zavane ist nicht weit hinter der montenegrinischen
Grenze. Es gilt als eines der besten Restaurants in Albanien, ein Menü hier ist
mit ca. 15 Euro sehr erschwinglich. Ein paar Kilometer von der Hauptstraße
entfernt finden wir das alte Gehöft, das von den Prenga-Brüdern mit viel Gespür
renoviert wurde. Draußen empfangen uns die noch nichts von ihrem Schicksal ahnenden
Ziegen und Gänse in ihrem großzügigen Terrain, drinnen tolles Essen in Bio- und
Slowfood-Qualität mit Tischmusik. Ein Ort der zum Wiederkommen einlädt.
Zwei weitere lohnenswerte
Sterneküchen sind
http://rapsodia.al/ (hier hat uns leider das
Wetter einen Streich gespielt)
Uka Farm facebook (Tirana, nicht
weit vom Flughafen, die Türen blieben verschlossen, als wir dort essen wollten)
Nach dem sehr leckeren, deftig-feinen
Essen geht es weiter zu unserem Domizil am Meer, ungefähr 15 km vom Hauptort Lezha
entfernt. Unser Navi leistet gute Dienste, denn das Apart-Hotel bestehend aus zweigeschössigen
kleinen Häuschen, liegt versteckt, direkt an ein Naturreservat angrenzend. Auf
dem Weg dorthin sehen wir eine Frau über die Straße laufen und einen Karton
über die Böschung in den Kanal werfen. So also sieht Abfallverwertung
hierzulande aus…! Immerhin das Versprechen des Hotels lautet Abgeschiedenheit
und Ursprünglichkeit, nur ein Laubengang soll uns vom Strand trennen. Mit
unserer Ankunft beginnt es zu regnen, wir sind die einzigen Gäste. Das
Restaurant habe geschlossen, informiert uns der junge Verwalter des Anwesens. Nicht
weiter schlimm, wir haben ja gut gespeist und noch etwas Obst, Wasser und
trockenes Brot. Und ob es uns etwas ausmache, wenn der Handwerker mit der
Bohrmaschine noch eine Stunde arbeiten würde. Das schon eher, aber wir sind
genügsame Gäste, froh, eine Unterkunft zu haben. „Nein, natürlich nicht,“ nuscheln
wir schmallippig. Direkt unter uns werden die Fliesen aus dem Badezimmer
entfernt, nach 1 ½ Stunden hört der nervende Lärm auf. Ohne Regen hätten wir an
den Strand fliehen können! Es seien dort noch ein paar Restaurants offen, hatte
der junge Mann gemeint, auf der Suche danach, könne man auch mit dem Auto am
Strand entlangfahren. Wir stutzen. Mit dem Auto am Strand entlang? OK!!!!
Endlich, eine Regenpause! Wir
nutzen sie für einen Besichtigungsgang. An sich ein schöner, langer Strandabschnitt,
perfekt für ausgiebige Spaziergänge, wäre er nicht so vermüllt, vor allem dort,
wo das sogenannte Naturschutzgebiet ist und keine Hotels und die eben doch geschlossenen
Restaurants sind.
Kaum zurück überfällt uns die
Dunkelheit und trotz fürstlichem Mittagessen beginnt der Magen zu knurren, also
Zeit für unseren Stehgreifimbiss. Der Regen nimmt zu und ein starker Wind kommt
auf. Es zerrt und scheppert ums Haus. Inzwischen hat sich noch ein
Motorradfahrer-Pärchen in unsere Kartause verirrt.
Gegen zweiundzwanzig Uhr hat sich
der Wind zu einem ausgewachsenen Sturm entwickelt. Zwei, drei Mal fällt kurzzeitig
der Strom aus, wir ahnen Schlimmes, und dann passiert es, er ist vollkommen
weg. Im Dunkeln wirken die Elemente noch gefährlicher. Ich habe Jack Nicholson
mit seiner Axt im einsamen Hotel vor Augen und versichere mich, dass die Tür
wirklich abgeschlossen ist. Hier halten mich keine zehn Pferde, morgen wird die
Location gewechselt, wenn wir den Sonnenaufgang noch erleben!
In der Früh ist der Spuk vorbei,
der Himmel ist sauber gewischt und strahlt in blauestem Blau um uns zu
beeindrucken. Pech gehabt, wir sind schon angepisst und das Frühstück hat auch
nicht das Zeug zur Wiedergutmachung! Wir bekommen kalte Spiegeleier und auch
kalte Würstchen, Tomaten, Gurken und trockenes Brot. Gut, dass wir nur eine
Nacht gebucht hatten. Auch der junge Mann scheint dankbar, uns wieder loszuwerden,
damit der Bohrer ungestört weiter bohren kann. Im Sommer, nicht so einsam und
verlassen, ohne Jack Nicholson Phantasien mag es hier ja ganz schön sein….
Nikolas hat als nächstes Tourziel das
Kap Rondon ausgesucht. Dieses Mal buchen wir nichts vor, sondern versuchen es
direkt vor Ort, eine Überraschung hat uns gereicht. Nach mehr als der halben
Wegstrecke auf dem Kap, kommen wir zu einem Dorf am Meer mit einem
offensichtlich bewirtschafteten Strand. Unsere Überraschung ist groß, als wir
uns in einem parkähnlichen Gelände wiederfinden, zwischen den Palmen gibt es Bambusschirme, Diwans, Hängesessel –
und ein schönes Freiluftrestaurant. Perfekt!
Die anschließende Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit krönt den
erfolgreichen Tag. Heute haben wir ein glückliches Händchen. In dieser Ferienanlage,
sind wir nicht mehr die Einzigen, um uns gibt es noch eine handvoll weitere
Gäste. Unsere Wohnung ist überaus großzügig und elegant, ungefähr zum halben
Preis den wir bei booking.com dafür bezahlt hätten.
Eine beeindruckende Bilanz!
19.-26.09.2019: 7 Nächte
Von 7 Nächten, die wir in Albanien
verbracht haben, war die erste eine Sturmnacht, dann folgten zwei
Erdbebennächte, an denen wir durch das Beben aufwachten (wobei das Hauptbeben,
das stärkste seit 30 Jahren am 22.09. nachmittags gegen 16 Uhr stattfand), eine
Gewitternacht, mit einem Blitzmarathon und Monsunregen, wiederum eine Erdbebennacht
(dieses Mal in Tirana am Flughafen) und die letzte Nacht wieder eine heftige
Gewitternacht. Immer begleitet vom obligatorischen Stromausfall. Es wäre schön,
wieder einmal gut zu schlafen! Vielleicht klappt es ja in der heutigen Nacht.
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