Die Lagune von Karavasta 25.09.-27.09.19
Ein weiteres Natur-Highlight ist
die Lagune von Karavasta. Ein stilles Biotop mit einer beeindruckenden
Artenvielfalt. Mit 45 km² ist sie die größte Küstenlagune Albaniens, ihre
maximale Tiefe beträgt nur 1,3 m. Seit 1994 ist sie Vogelschutzgebiet, 2008
wurde sie gemäß Berner Konvention zum Smaragdgebiet erklärt. Die junge Frau,
die uns die Bootsfahrtkarte verkauft (2 Personen, 45 Min., 8 Euro) erzählt,
dass es immer wieder Bestrebungen gibt, die Lagune zu vereinnahmen, durch die
Planung eines nahegelegenen Flughafens, oder eines Mega-Ressorts. Bisher konnte
dies alles abgewendet werden, dieses Gebiet ist nach ihrer Aussage noch bis
2049 geschützt. Wir erleben hier ein Fleckchen wunderbarer Natur und Stille.
Vor einem Jahr wurde ein Aussichtsturm gebaut, von oben betrachtet blickt man
über die Lagune hinweg auf Sanddünen, die sie vom Meer trennen, Auwälder und
Pinienhaine.
Gezeigt haben sich uns der
flügellahme Johnny und sein Pelikankompagnon, sie wohnen beim Infozentrum neben
dem im letzten Jahr erbauten Aussichtsturm. Über Holzstege kann man ein Stück
des Waldes erkunden. Schildkröten tummeln sich im sumpfigen Waldgrund, auf dem
Pfad zum Strand liegt eine Schlange, von der wir nicht wissen, wie
verteidigungsfreudig und giftig sie ist.
Wir entscheiden uns für den geordneten Rückzug. Als wir mit einem
Parkmitarbeiter sprechen, erfahren wir einiges über die allgemeine Situation,
die sich seiner Ansicht nach ganz allmählich in Albanien verbessert. Auch er
erzählt uns über die Lage im Park. Neben dem offiziellen Schutzstatus gibt es
vor Ort eine Initiative, die sich der intensiven Vermarktung des
Naturschutzgebietes entgegenstellt. Im nahegelegenen Divjaka hat sich ein
Verein der Zimmer- und Ferienhausvermieter gegründet. Wir finden ein
Appartement bei einem alten Ehepaar und wohnen ländlich und, soweit es die
Sprachbarriere zulässt, mit Familienanschluss. Zum Willkommen werden wir mit
Basilikumstängeln und Erdnüssen beschenkt, von denen wir jetzt auch wissen, wie
sie wachsen, nämlich wie kleine Kartoffeln. Zum Abschied werden wir noch zwei
Granatäpfel in die Hand gedrückt bekommen und die Hand zum Abschiedsgruß
erhoben, bis wir um die nächste Ecke biegen.
Über einen abenteuerlichen Steg
gelangt man auf eine Nehrung, auf der sich im Sommer das Strandleben abspielt
mit Strandbar, Liegen und strohgedeckten Sonnenschirmen. Jetzt wird hier
aufgeräumt, wir sind völlig ungestört. Nur ein Arbeiter und weit weg auf dem
wackeligen Steg drei, vier Fischer, die mit quadratischen Netzvorrichtungen
wohl vor allem nach Krebsen Ausschau halten, teilen diesen Ort mit uns.
Bei der Bootstour durch die
Lagunenkanäle wirkt dieser naturbelassene Ort noch entrückter.
Die Lagune von Narta 27.09.-28.09.19
In dem kleinen Nest Zvarnec, an
der Südseite der Lagune von Narta, bleiben wir nur eine Nacht. Unser Hotel mit
Privatstrand, meerwärts gelegen, konfrontiert uns mit demselben Thema, das wir
schon bei der Unterkunft in Lehza hatten: Ein netter Ort, aber in diesen Tagen
zu einsam und abgelegen, um sich wohlzufühlen. Außer uns sind vielleicht noch
vier oder fünf Gäste hier. Wir erfühlen so allmählich den Begriff
„ausgestorben“. Durch unsere inzwischen erworbene Taktik, die nächste
Unterkunft entweder gar nicht vorher zu buchen und wenn ja, nur für eine Nacht,
sind wir jeden Tag frei zu entscheiden, ob wir längere Zeit an einem Ort
verbringen. Mittlerweile hat sich eine gewisse Routine eingestellt. Wir leben
aus dem Bordcase und wechseln nur aus dem „großen Sommerkoffer“ ab und zu
frische Klamotten gegen Schmutzwäsche. Aus dem Auto nehmen wir außerdem nur den
Fotoapparat, die Computertasche und die Medikamente mit aufs Zimmer. Es ist
ruckzuck aus- und wieder eingepackt. Wir entwickeln uns zu wahren Nomaden und
wir fragen uns mittlerweile, weshalb wir unser Auto so vollgeladen haben.
Abschied zu nehmen fällt uns immer leichter.
Am anderen Morgen vor unserer
Abreise besuchen wir noch das Highlight der Lagune von Narta. Ein altes
Kloster, das auf einer kleinen Insel steht, mit einem Holzsteg ans Land
angebunden.
Anfahrt zur Lagune von Butrint (Übernachtung 28.-29.09. in Himare)
Die Fahrt von Narta nach Himare
gehört zum Schönsten, was wir auf der Reise bisher erlebt haben. Allerdings
auf dem ersten Streckenabschnitt von Vlora bis Orikum ist die Bucht so
zugebaut, dass es überhaupt nicht zu unseren bisherigen Albanieneindrücken passt.
Danach geht die Straße bergwärts, kaum
unterbrochen von Ansiedlungen schraubt sich der Llogara-Pass auf der Nordseite
durch steile, grüne Berglandschaft empor zur Passhöhe, um südwärts in unzähligen
Schleifen, über dem tief unten liegenden Meer und durch karstiges Gestein
wieder abzufallen. Ein Muss bei jeder Albanienreise!!!!
Unser erster Zielpunkt Dhermi
enttäuscht uns, das Dorf liegt am Hang unterhalb der Straße zum Meer hin. Von
oben besehen, scheint es unten am Strand wenig freundliche Infrastruktur zu
geben. Wir fahren hinunter bis zur zweiten Häuserreihe hinter dem Strand. Über
eine Huppelpiste geht es an der Rückfront der Appartements und Restaurants
vorbei, womöglich ist es auf der Vorderseite schöner, aber uns kommt die Lust
abhanden, dies zu erkunden. Also entscheiden wir uns für Himare etwas südlicher
gelegen als Übernächtigungsstandort. Das schon vorher ausgeschaute Hotel „sea
view“, erst im Juni in Betrieb gegangen, hat noch freie Zimmer mit Blick auf
Pool und Strand. Himare macht einen freundlichen Eindruck, noch keine großen
Bausünden, allerdings liegt auch hier viel Müll an der Straße und manche
unschön zusammen geschusterte Bretterbude steht an der Strandstraße. Nach einem
fürstlichen Abendessen (lecker, allerdings musste ich im Gegensatz zu Novigrad
nach den Trüffeln bei den Nudeln suchen) am Pool mit drei charmanten Kellnern sinken
wir zufrieden ins Bett. Übermorgen wird
das Hotel die Saison beenden. Wir scheinen der Winterpause immer ein paar
Schritte voraus zu sein!
Von Himare aus führt die Straße
weiterhin mit wunderschöner Aussicht am Berg entlang und gewährt einen kurzen
Blick auf Porto Palermo, den einzigen U-Boot-Hafen Albaniens. Auch hier gibt es
immer wieder Dörfer, die teilweise an die steilen Hänge wie angeklebt sind.
Hier würde sich eine Übernachtung an der wunderschönen, noch nicht verbauten
albanischen Riviera lohnen. Nach ca. 30 km führt die Straße kurz vor Saranda ins
Hinterland. Hier gäbe es die Möglichkeit, auf das nur einen Katzensprung
entfernte Korfu überzusetzen, unser Ziel ist allerdings das antike Butrint. In
einem Hotel, direkt am Parkeingang gibt es eine gute Übernachtungsmöglichkeit.
Lagune von Butrint (Übernachtung 29.-30.09.)
Einer Sage nach soll der Held
Aeneas vor der Küste Butrints als Dank für die gelungene Flucht aus dem
brennenden Troja einen Stier geopfert haben. Dieser Stier stürzte auf seiner
Flucht verletzt ins Meer und schwamm an den Strand der Insel, wo er dann tot
zusammenbrach. Die Einheimischen deuteten dies als Gotteszeichen und nannten
die Insel fortan Butrint, was so viel bedeutet wie verwundeter Stier.
Erste Ausgrabungen oder Funde
wurden auf das 8. Jahrhundert vor Chr. datiert. Überlieferungen nach war
Butrint früher eine griechisch-illyrische Stadt mit Königssitz der Aiakiden. So
wie die Zeit ihren Lauf nahm, so kamen und gingen auf der Insel auch die
Herrscher und Stämme. Das Römische Reich von 167 v. Chr. Setzte aber mit vielen
Bauten ein zeitübergreifendes Zeichen. Mit der Invasion der Slaven im 8.
Jahrundert n. Chr. war dann auch die Blütezeit von Butrint endgültig vorbei. Venezianer
herrschten mit Unterbrechungen und auch die Osmanen hielten für eine kurze Zeit
das Sagen über die Insel in der Hand.
Entnommen aus
www.weltkulturerbe.com
Zufällig haben wir mit der Anreise
nach Butrint am 28.10. die „europäischen Tage des Kulturerbes“ getroffen. So
kommen wir, die wir uns abends noch ein bisschen vor der antiken Stadt umsehen
wollten, schon am Sonntag bei freiem Eintritt auf das Gelände und können uns
einen Überblick verschaffen. Am nächsten Vormittag stehen wir um 9 Uhr vor der
Pforte, bereit für einen entspannten Gang durch eine der am besten erhalten
antiken Stätten im Mittelmeerraum. Es ist noch schattig und die Touristenbusse
sind auch noch nicht da. Wir haben die atmosphärische antike Siedlung, die malerisch
und gut erhalten auf einer Halbinsel in der Lagune von Butrint liegt, fast für
uns allein. Ein besonderer Ort, der nur
empfohlen werden kann!
Für Sommer-Sonnen-Urlaubs-Feeling
finden wir Ksamil zwischen Saranda und Butrint gelegen, ganz wunderbar,
allerdings nicht in der Hochsaison. Mit mehr Zeit, hätten wir uns unbedingt
hier nach einem Zimmer umgesehen.
Doch heute soll es schon über die Grenze
nach Griechenland gehen. Wir haben die Zagori-Dörfer im Visier.
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